Zum Inhalt springen

Milchhof Knodel

Alb-Pfinz-Plateau, Landkreis Karlsruhe
Verband: Bioland

Betriebsspiegel

Gesamtfläche:

130 ha

Grünland:

56 ha

Viehbestand:

100 Kühe

30 Aufzuchtrinder

20 Kälber unter 6 Monate

15 Zuchtrinder

Rasse:

Holstein schwarz und rot

Haltungsform:

A (Liegeboxenlaufstall/Tiefstreustall + Laufhof)

Leistungsniveau:

9.500 kg Milch/Kuh/Jahr

Kalbungen:

kontinuierlich

Melksystem:

Roboter

Höhenlage:

250 m ü. NN

Niederschlag:

950 mm/Jahr

Temperatur im Jahresmittel:

10° C

Hauptbodenart:

Lehm, sandig bis schluffig

Ertragsschätzung Grünland:

90 dt TM/ha/Jahr

AK Rinderhaltung:

2,0

Weidehaltung

Weidefläche gesamt:

36 ha

mit Kühen beweidetes Grünland:

2 ha

mit Kühen beweidetes Ackerland:

34 ha

Start d. Weidesaison:

April

Ende d. Weidesaison:

November

Weidende Tiergruppen:

Laktierende, Trockenstehende, Nachzucht, Kälber

Weidestrategie:

Tag-/Nachtweide (min. 8 h/Tag)

Weidefläche pro Kuh:

1.500 m²

Weidesystem:

Kurzrasenweide, Umtriebsweide

Rolle des Weidefutters:

Wichtiges Grundfutter

Weidebesonderheiten:

Großer Rinderbestand, nahezu kein Grünland am Hof, ausgiebige Beweidung von Ackerflächen und Zwischenfrüchten, feste Triebweganlage auf Ackerrandstreifen, hybrides System aus freiem Kuhverkehr zwischen Stall und Weide und Weidephasen ohne Zugang zum Stall

Porträt

Mit der Bio-Umstellung des Betriebs im Jahr 2015 ergab sich aufgrund der Lage am nördlichen Rand des Schwarzwaldes die Vermarktungsoption über die Molkerei Schwarzwaldmilch. Trotz mangelnden Grünlands unmittelbar an der Hofstelle war das Weidemilchprogramm der Molkerei ein attraktives Angebot, welches den Betrieb dazu veranlasste, für die geforderten 1.500 m² Weidefläche pro Kuh die arrondiert liegenden Ackerflächen als Viehweiden anzulegen. So haben die inzwischen rund 100 Holstein-Kühe die Möglichkeit, direkt an den Stall angrenzend zu weiden – vor dem Hintergrund der Nutzung zweier automatischer Melksysteme (AMS) seit über 20 Jahren ist der freie Kuhverkehr zwischen Stall und Weide ein entscheidender Erfolgsfaktor des Systems. Dieser muss für die Beweidung einer der insgesamt vier Koppeln allerdings eingeschränkt werden, da eine kleinere kommunale Straße überquert werden muss.

Übersichtskarte Milchhof Knodel
Übersichtkarte über die Weideflächen des Betriebs.

So erfolgt der Austrieb vormittags in der Regel von 9 bis 12 Uhr je nach Weideaufwuchs auf die Flächen ohne direkten Stallzugang, in dieser Zeit wird nicht gemolken. Um den Stillstand an den Melkrobotern und den entsprechenden Andrang im Nachgang abfangen zu können, kommen inzwischen zwei Lely A3 Next mit Puffertank zum Einsatz und die Tiere bleiben zwischen 12 und 17 Uhr im Stall. Zwischen 17 Uhr und 7:30 Uhr morgens haben die Kühe freien Zugang zu den Weiden mit direkter Stallanbindung. Insbesondere in den warmen Sommermonaten bleibt so die ausgiebige Weidenutzung bei gleichzeitigem Schutz der Tiere vor starker Mittagshitze erhalten. In Abhängigkeit vom Aufwuchs werden die Koppeln als Umtriebsweide genutzt. Die zwei zentralen zusammenhängenden Koppeln bieten darüber hinaus die Möglichkeit, sie insbesondere für die sommerliche Nachtweide als Kurzrasenweide zu verbinden. 

Der erhöhte Beikrautbesatz einer Fläche, auf welcher eine Zwischenfrucht vor einigen Jahren mangels nötiger Niederschläge im Spätsommer nicht auflief, erforderte ein mehrfaches Abmähen der Beikräuter – ein Aufwand, welcher den Betriebsleiter auf die Idee brachte, die Beikrautbekämpfung versuchsweise den trockenstehenden Kühen zu überlassen. Der Erfolg der Maßnahme bot Anlass, auch Zwischenfrüchte im Rahmen der Fruchtfolge in das Weidesystem zu integrieren. Inzwischen sind so rund 36 ha umliegende Ackerfläche fest eingezäunt und werden sowohl von laktierenden als auch von trockenstehenden Kühen regelmäßig beweidet. Hierfür kommt vorrangig Landsberger Gemenge als weidefähige Zwischenfrucht zum Einsatz. Da für die Beweidung der Zwischenfrüchte sowie des Kleegrases Strecken von bis zu einem Kilometer zurückgelegt werden müssen, wird diese während der vormittäglichen Weideperiode umgesetzt, in welcher die Tiere keinen Zugang zum Stall haben. 

Das Bestoßen von Ackerflächen in größerer Entfernung zur Hofstelle erfordert entsprechende Triebwegsoptionen. Da verfügbare Wege hauptsächlich in kleineren öffentlichen Straßen bestehen, wurde mit festen Zäunen eine dauerhafte Triebweganlage auf Ackerrandstreifen angelegt, so dass die Straßen lediglich an maximal zwei Stellen gekreuzt werden müssen. Für die Treibarbeit veranschlagt der Betrieb ca. 30-45 Minuten pro Tag, durch die stark an gleiche Uhrzeiten gebundene Routine kennen die Tiere den Ablauf und bewegen sich zu Eintriebszeiten bereits von selbst Richtung Stall. 

Witterungsschutz finden die Kühe unter überall auf den Flächen stehenden Bäumen, vor allem allerdings im Stall – bei Hitze bewegen sich die Tiere lediglich nachts auf der Hausweide, bei besonders nassen Verhältnissen bleiben sie vorübergehend ganz im Stall. Auch die Wasserversorgung erfolgt hauptsächlich im Stall, auf Dauerweiden ohne Stallzugang wurden Beckentränken installiert, welche sich mit oberirdisch verlegten Schläuchen speisen lassen. 

Mit dem Einbezug von Zwischenfrüchten und Kleegras in die Weiderotation konnte der Weidefutteranteil auf bis zu 50% der Gesamtration gesteigert werden. Im Rahmen der festen Stallzeiten wird zusätzlich Grünfutter oder eine TMR vorgelegt. Mit diesem System erreicht der Betrieb während der Weidesaison eine Roboterauslastung von 2,6–2,7 Melkungen pro Kuh und Tag bei einer Milchleistung von ca. 9.500 kg/Kuh/Jahr.

Jungvieh und Kälber haben Zugang zu Joggingweideflächen. Jede Altersgruppe hat angrenzend an das jeweilige Stallabteil einen eigenen Laufhofbereich, von welchem aus streifenartig die fest eingezäunten Weidebereiche abgehen. So haben die Jungtiere stets Zugang zu Futter und Wasser im Stall und können auf der Weide das Grasen lernen und sich an den Stromzaun gewöhnen. Durch die schmale, aber lange Form der Joggingweiden können auch mal weitere Strecken im hohen Tempo zurückgelegt werden. Damit hat der Milchhof Knodel gute Möglichkeiten gefunden, die Weide für alle Tiergruppen auch ohne nennenswerte Grünlandverfügbarkeit direkt am Hof praktikabel umsetzen zu können.

Übergang Stall - Weide
Der befestigte Übergang von Stall zu Weide verhindert die Narbenschäden an Engstellen nicht.
Kurzrasenweide
Die zwei zentralen Weideflächen lassen sich zusammen als Kurzrasenweide nutzen.
Bäume
Die auf den Flächen vorhandenen Bäume sollen durch zusätzlich angelegte Baumreihen ergänzt werden.
Triebweg
Der meist genutzte Triebweg ist nicht befestigt, aber mit festen Zäunen als Daueranlage eingerichtet.
Den Triebweg kreuzende Straßen
Den Triebweg kreuzende Straßen werden mit Litzen abgesperrt und unter Aufsicht zweier Personen in wenigen Minuten überquert.
Wasserversorgung
Für die Wasserversorgung der Tiere sind auf Dauerweiden ohne Stallzugang Tränken installiert.
Ackerrandstreifen als Triebwege
Links und rechts der Straße sind Ackerrandstreifen dauerhaft als Triebwege angelegt – davon profitieren Klauen und Straßenverkehr gleichermaßen.
Luftbild
Luftbild der streifenförmigen Anlage der Joggingweiden für das Jungvieh.