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Holzhof Breitnau

Hochschwarzwald, Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald
Verband: Bioland

Betriebsspiegel

Gesamtfläche:

49 ha

Grünland:

49 ha

Viehbestand:

58 Kühe + 1 Bulle

10 Aufzuchtrinder

20 Kälber unter 6 Monate

10 Mastrinder

Rasse:

Kiwi Cross

Haltungsform:

B (Liegeboxenlaufstall)

Leistungsniveau:

6.500 kg Milch/Kuh/Jahr

Kalbungen:

saisonal (Frühling und Herbst)

Melksystem:

Melkstand

Höhenlage:

1050 m ü. NN

Niederschlag:

1.400 mm/Jahr

Temperatur im Jahresmittel:

6,8° C

Hauptbodenart:

Lehmsand

Ertragsschätzung Grünland:

70 dt TM/Jahr

AK Rinderhaltung:

2,0

Weidehaltung

Weidefläche gesamt:

49 ha

mit Kühen beweidetes Grünland:

49 ha

mit Kühen beweidetes Ackerland:

-

Start d. Weidesaison:

Anfang April

Ende d. Weidesaison:

Anfang November

Weidende Tiergruppen:

Laktierende, Trockenstehende, Nachzucht, Kälber u. 6 Monate

Weidestrategie:

Vollweide (min. 20 h/Tag)

Weidefläche pro Kuh:

8.500 m²

Weidesystem:

Kurzrasenweide, Koppelweide

Rolle des Weidefutters:

wichtiges Grundfutter bis Alleingrundfutter

Weidebesonderheiten:

Grundfutterversorgung zu 100% durch Weidefutter, Weidegenetik, kuhgebundene Kälberaufzucht, Abkalbung in zwei Blöcken, Höhenlage, Trinkwasserleitungssystem auf gesamter Betriebsfläche

Porträt

Im Hochschwarzwald auf über 1.000 m ü. NN. gelegen entspricht die Bauweise des Holzhof dem klassischen Schwarzwaldhof: Wohnhaus, Stall und Futterkonserven befinden sich unter einem gemeinsamen Dach. Die klimatischen und topografischen Bedingungen sind auch darüber hinaus verantwortlich für die Ausrichtung der Rinderhaltung am Betrieb, so bietet es sich an, die knapp 50 ha arrondierten Grünlands für die Vollweidehaltung der Kühe zu nutzen. Dabei fällt die Wahl auf Tiere der neuseeländischen Kiwi Cross (Holstein x Jersey), da diese mit geringer Rahmengröße und bester Weideeignung gut zu den betrieblichen Gegebenheiten passen. 

Von April bis November verbringen die Tiere abgesehen von den Übergangsphasen Tag und Nacht auf der Weide und werden nur zum Melken in den Stall geholt. Hier wird lediglich Grundfutter zugefüttert, wenn das Graswachstum aufgrund fehlender Niederschläge ins Stocken gerät. Aufgrund des vergleichsweise nassen und kühlen Klimas dauern diese Phasen in der Regel nicht länger als 14 Tage, Temperaturen von 30°C werden selten erreicht. So wird das Weidefutter im Rahmen der Melkzeiten nur um geringe Mengen Kraftfutter ergänzt.

Für die Umsetzung der Kurzrasenweide wird jedes Frühjahr auf einer anderen Fläche begonnen, welche über die Saison dauerhaft mit den Kühen bestoßen wird. Je nach Bedarf und Aufwuchs kommen nach den Schnittnutzungen die weiteren Flächen hinzu, so dass im Spätsommer nahezu die gesamte Betriebsfläche der Weidehaltung dient. Bedingt durch Straßen und Wirtschaftswegen kann dabei nicht eine große Fläche beweidet werden, nach jeder Melkzeit wird eine andere Fläche bestoßen. So ergibt sich ein Kurzrasenweidesystem mit schnellem Umtrieb, welches Treibarbeit notwendig macht: Insbesondere nach der Umstellung von Tag- auf Vollweide im Frühling kommen die Tiere nicht mehr von selbst zum Stall. 

Übersicht über die Betriebsflächen des Holzhofs.

Um den Weideaufwuchs optimal nutzen zu können, hatte der Betrieb auf die saisonale Abkalbung im Frühjahr gesetzt. Da die Menge an Kälbern und Frischlaktierenden vor dem Hintergrund des begrenzten Stallplatzes schwer zu managen war, kalbt die Herde nun zu gleichen Anteilen im Frühjahr von Februar bis April sowie im Herbst von September bis Oktober. Diese zeitliche Staffelung sorgt neben der platztechnischen Entspannung auch für eine Kappung der Arbeitsspitzen und senkt den Druck auf Erstkalbealter und Zwischenkalbezeit, darüber hinaus profitiert die Vermarktung von einer gleichmäßigeren Verteilung der Milchmengen im Jahresverlauf. 

Umgesetzt wird die saisonale Abkalbung durch den zeitlich begrenzten Einsatz eines Deckbullen der Rasse Limousin. Das bedeutet, dass alle selbst erzeugten Kälber den Betrieb nach 14 Wochen kuhgebundener Aufzucht als Masttiere verlassen. Die weibliche Nachzucht zur Remontierung wird hingegen vollständig von zwei benachbarten Betrieben zugekauft – dadurch entfällt die Zuchtarbeit bei gleichzeitiger Einschränkung der betriebsindividuellen Gestaltungsmöglichkeiten.

Alle Kälber – ob selbst erzeugt oder zugekauft – werden im Rahmen der kuhgebundenen Aufzucht 12-13 Wochen an Ammen getränkt, welche in den ersten sechs Wochen ihrer Laktation zusätzlich gemolken werden. Raum für Begegnung zwischen Kuh und Kalb findet sich rund um die Melkzeiten, zwischen welchen die Kälber auch freien Zugang zur Weide haben. Dafür werden wechselnd Teilflächen in unmittelbarer Stallnähe abgezäunt. Auch nach dem Absetzen bleibt die freie Wahl zwischen Stall und Weide erhalten, Rinder ab einem Alter von 9-12 Monaten werden bis zur Kalbung aus Platzgründen jedoch auf Pensionsbetriebe ausgelagert.

Bedingt durch die Abkalbung in zwei Blöcken stehen je nach Saison bis zu 50% der Herde trocken. Um hier energieärmeres, älteres Weidefutter zur Verfügung zu stellen, wird ein Koppelweidesystem auf einer der Tieranzahl entsprechend dimensionierten Teilfläche eingerichtet. 

Die Weideinfrastruktur ist auf Funktionalität ausgerichtet: Trotz des Vorkommens von Wolfsrissen in der Nachbarschaft wird die Kuhherde mit einlitzigen Mobilzäunen, Kälber mit doppelter Litze gehütet. Für einen effizienten Zaunbau kommt eine hydraulische Haspel zum Einsatz. Witterungsschutz finden die Tiere im Schatten der Waldränder, welche die Flächen vollständig begrenzen, bei besonderer Hitze wird die Kuhherde über Mittag in den Stall geholt. Ein über die gesamte Betriebsfläche verlegtes Leitungsnetz versorgt die Rinder an 25 Anschlusstellen mit Tränkwasser. Sowohl Kunststoffwannen als auch Tränkebecken aus Beton werden zur Vermeidung von Trittschäden regelmäßig in einem Radius von einigen Metern rund um die Anschlussstellen versetzt. Die Wasseranschlüsse selbst sind betongefasst in den Boden eingelassen und mit Deckeln verschließbar, damit Mäharbeiten weiterhin möglich bleiben.

Der Wechsel zwischen Weide- und Schnittnutzung stellt gleichzeitig die Weidepflege dar, so wird die Fläche mit der höchsten Mahdfrequenz im laufenden Jahr im darauffolgenden Jahr vorrangig für die Beweidung genutzt. So können Entwurmungsmaßnahmen auf ein Mindestmaß reduziert werden. Gedüngt wird das Grünland nach den Nutzungen mittels Gülleverschlauchung.

Der ehemalige Anbindestall wurde 1992 zum Boxenlaufstall umgebaut. Die kleinrahmigen Kiwi Cross kommen mit den eher kurzen Boxen gut zurecht.
Im Phänotyp schlagen mal die Holstein-, mal die Jersey-Anteile mehr durch. Vereinzelt werden auch Braun- oder Fleckvieh-Anteile sichtbar.
Die weitläufigen, arrondierten Grünlandflächen bieten sich für die Vollweidehaltung an.
Nur ca. 2 ha der Flächen lassen sich aufgrund von Staunässe nicht mähen.
Trotz bekannter Wolfrisse in der Umgebung kommt auf allen Flächen Mobilzaun zum Einsatz. Wichtig ist dem Betriebsleiter jedoch eine hohe Hütespannung.
Waldränder bieten den Tieren in der Regel ausreichenden Witterungsschutz.
Ein weit verzweigtes Tränkwassernetz bietet insgesamt 25 Anschlussstellen, die für die Mahdnutzung der Flächen im Boden eingelassen sind und mit Deckeln verschlossen werden.
Die Tränkebecken aus Beton lassen sich mit dem Frontlader rund um den Wasseranschluss versetzen. Dadurch werden Trittschäden weitestgehend vermieden.