Projektleitung | Dr. Alexander Brinker |
Bearbeitung | Dr. Albert Ros |
Gefördert durch | Fischereiabgabe B.-W. |
Laufzeit |
07/24 - 06/33 |
Die mit der Klimakrise einhergehenden Veränderungen der aquatischen Lebensräume stellen die mit Abstand wichtigsten aktuellen und zukünftigen Einflussfaktoren für die Fische, Neunaugen, Flusskrebse und Großmuscheln (im Folgenden vereinfacht als Fische angesprochen) in Baden-Württemberg dar. Steigende Wassertemperaturen, ganzjährig erhöhte Evaporation sowie insgesamt und saisonal stark veränderte Niederschläge führen zu einer drastischen, in den letzten Jahrtausenden beispiellos schnellen Veränderung der Lebensbedingungen in unseren Gewässern, welche die Fischfauna Baden-Württembergs eingreifend verändern wird. Die fischökologische Vielfalt und Intaktheit sowie die Ertragsfähigkeit der Gewässer sind durch eine erhöhte Verbreitung und Virulenz von Pathogenen und Parasiten bei gleichzeitig geschwächter Immunantwort bedroht (z.B. Ros et al. 2022) sowie durch das vom Klimawandel begünstigte verstärkte Auftreten oftmals wärmeliebender invasiver Arten. Fur Fische gibt es drei Möglichkeiten mit den Folgen des Klimawandels umzugehen, nämlich ihrer Klima-Nische zu folgen (move), sich anzupassen (adapt) oder akute Ereignisse in lokalen Refugien zu überdauern (persist). Die fischereilichen und fischökologischen Anpassungsstrategien werden sich daher auf diese drei Optionen konzentrieren.
Arbeitsschritte
Konkret sollen in dem Projekt maßgeblich folgende Arbeitsfelder bearbeitet werden:
- Ständige Sichtung des fachlichen und wissenschaftlichen Fortschrittes im Kontext fischereilicher Anpassungsstrategien und Kooperation zum Schutz mitteleuropäischer Fische;
- Bedeutung von Kaltwasserrefugien;
- Erarbeitung von zukünftigen Arealverschiebungen;
- Erarbeitung lateraler und longitudinaler Vernetzungsansprüche ausgesuchter klimasensitiver Arten – z.B. Trüsche (Lota lota);
- Erarbeitung der Notwendigkeit und Voraussetzungen für „unterstützte Wanderung“ klimasensitiver Arten;
- Prüfung der Eignung gebietsfremder aber genetisch wärmeadaptierter Formen heimischer Fische;
- Erarbeitung, Bedeutung und Bekämpfung klimaveränderter Virulenz von Fischpathogenen;
- Krankheitsüberwachung: Einrichten von Frühwarn- und Präventivmaßnahmen für bekanntermaßen Klimawandel-begünstigte Krankheiten wie PKD oder Saprolegnia, aber auch proaktive Arbeiten z.B. zu Lactococcus garvieae, als ein Beispiel für ein sich nordwärts ausbreitendes Pathogen.
- Evaluation der Entwicklung und Virulenz endemischer Krankheiten wie ERM, Furunkulose, Ichthyophthiriose und Entwicklung neuer Anpassungs- und Eindämmungsmethoden.
- Diskussion der Ergebnisse im Kontext Hege und fischereiliches Management innerhalb der Fischereiverwaltung.
- Erstellung finaler Ergebnisse in Form von wissenschaftlichen Abhandlungen, Vorträgen und Kurzberichten sowie Ableitung konkreter Hege- und Managementpläne