Einflussfaktoren für Vorkommen und Fehlen heimischer Fisch-, Krebs- und Neunaugenarten und deren Auswirkungen auf die Populationsstruktur
Projektleitung | Dr. Alexander Brinker |
Bearbeitung | Samuel Roch |
Gefördert durch | Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt (MLR), Fischereiabgabe B.-W. |
Kooperationspartner |
keine |
Der Verlust von biologischer Vielfalt im aquatischen Lebensraum geschieht oftmals unbemerkt, da sich die Welt unter Wasser dem direkten Blick entzieht. Diese Verluste sind dabei verknüpft mit äußeren Einflussfaktoren, wie Nutzung durch Landwirtschaft und Wasserkraft, punktuellen Belastungen (Wärmeeinleiter, Aufstaue) oder dem Auftreten von gebietsfremden Arten. Aber auch innere Einflussfaktoren, wie die Veränderung von Gewässerstrukturen (Gewässersohle, Auenanbindung) oder Gewässereigenschaften (Wasserführung) können aquatische Systeme nachhaltig und fortwährend negativ beeinflussen.
Die Gewässer in Baden-Württemberg sind stark anthropogen überformt und in der Konsequenz ist die Fischfauna in vielen
Bereichen verarmt und gefährdet. So sind aktuell nur wenige Wasserkörper in einem guten oder sehr guten Zustand (WRRL-Bewertung),
und nach der neuen Roten Liste für Baden-Württembergs Fische sind von den heimischen 31 strömungsliebenden Fischarten
derzeit 81 % (26 Arten) gefährdet. Von den drei heimischen Neunaugenarten sind zwei Arten stark gefährdet (Fluss- und
Meerneunauge) und eine Art gefährdet (Bachneunauge). Auch die Gefährdungssituation bei den heimischen Flusskrebsen ist
alarmierend: der Dohlenkrebs steht vor dem Aussterben, Stein- und Edelkrebs sind stark gefährdet. Insgesamt unterliegen von den
heimischen Fisch-, Flusskrebs und Neunaugenarten nur 18 Arten (30,5%, alles Fischarten) keinem Gefährdungsrisiko.
Arbeitsschritte
In dem Projekt sollen die Einflussfaktoren auf die biologische Vielfalt der heimischen Fisch-, Krebs- und Neunaugenfauna vor folgendem Hintergrund eingeordnet werden:
- Der aktuelle Zustand der Biodiversität in den Fisch-, Krebs- und Neunaugenbeständen in Baden-Württemberg soll als Abweichung von einer zu erarbeitenden „Biodiversitäts-Referenz“ untersucht werden
- Des Weiteren soll der Einfluss ausgesuchter Umweltparameter auf die Fischbestände im Land (z.B. Wassertemperatur, Landnutzung, Gewässerbauliche Veränderungen, invasive Arten, Prädatoren) abgeleitet und quantifiziert werden
- Auch wird eine stichprobenhafte Betrachtung des Ist-Zustandes der genetischen Vielfalt der heimischen Fische, Flusskrebse und Neunaugen anhand von Beispielen durchgeführt, um den Schutzbedarf auf dieser wesentlichen Ebene zumindest exemplarisch aufzuzeigen
- Parallel werden die phänotypischen bzw. morphometrischen Ausprägungen der ausgewählten Fische, Krebse und Neunaugen mit Hilfe so genannter „landmarks“ erarbeitet und ausgewertet.
Veröffentlichung
Roch S., Baer J. & Brinker A. (2021): Erhalt der Fischbiodiversität in großen aquatischen Systemen mit Hilfe von
wissenschaftlichen Methoden - Herausforderungen und Möglichkeiten für den angewandten Artenschutz. Zeitschrift für Fischerei
1: Artikel 6: 1-17. DOI: 10.35006/fischzeit.2020.4