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Herbig-Hof

Odenwald, Rhein-Neckar-Kreis
Verband: Bioland

Betriebsspiegel

Gesamtfläche:

45 ha

Grünland:

45 ha

Viehbestand:

25 Kühe + 1 Bulle

10 Aufzuchtrinder

5 Kälber unter 6 Monate

Rasse:

Deutsches Schwarzbuntes Niederungsrind und DSNxJersey

Haltungsform:

B (Liegeboxenlaufstall)

Leistungsniveau:

2.000 kg Milch/Kuh/Jahr

Kalbungen:

kontinuierlich

Melksystem:

Melkstand

Höhenlage:

300 - 400 m ü. NN

Niederschlag:

1.000 mm/Jahr

Temperatur im Jahresmittel:

9,1° C

Hauptbodenart:

Lehmsand

Ertragsschätzung Grünland:

50 dt TM/ha/Jahr

AK Rinderhaltung:

1,0

Weidehaltung

Weidefläche gesamt:

43 ha

mit Kühen beweidetes Grünland:

43 ha

mit Kühen beweidetes Ackerland:

-

Start d. Weidesaison:

Ende Februar

Ende d. Weidesaison:

Mitte November, teilweise Dezember

Weidende Tiergruppen:

Laktierende, Trockenstehende, Nachzucht, Kälber

Weidestrategie:

Vollweide (min. 20 h/Tag)

Weidefläche pro Kuh:

1,5 ha

Weidesystem:

Koppelweide, Kurzrasenweide, Mob Grazing

Rolle des Weidefutters:

Alleinfutter

Weidebesonderheiten:

Futterversorgung zu 100% von der Weide, lange Weidezeit, kein Kraftfutter, muttergebundene Kälberaufzucht, wenn möglich alle Tiere in einer Herde, eine Melkzeit pro Tag

Porträt

Die Steillagen des Eiterbachtals im südlichen Odenwald bieten gute Voraussetzungen zur Weidehaltung, welche die Basis der Milcherzeugung am Herbig-Hof darstellt. Seit 2010 ist wirtschaftet der Betrieb nach ökologischen Gesichtspunkten, mittlerweile als Mitglied des Bioland-Verbands. Da keine Molkerei in der Lage war, die Bio-Milch langfristig abzunehmen, werden unterschiedlichste Milch- und Fleischerzeugnisse heute vollständig in Eigenregie vermarktet. 

Die 45 ha reinen Grünlands werden für die Heuwerbung sowie die Umsetzung der Vollweide genutzt. Bereits ab Februar werden die sich schlauchartig das schmale Tal entlang ziehenden Flächen mit den Tieren bestoßen. Nach der Überweidung aller Flächen im zeitigen Frühjahr dienen die hofferneren Flächen im ersten Schnitt der Erzeugung des Winterfutters, während hofnahe Flächen weiterhin beweidet werden. Je nach Futterbedarf und Graswachstum wird die Weidefläche laufend erweitert. Dabei greift der Betriebsleiter in Abhängigkeit der Witterung auf unterschiedliche Weidesystem zurück: Insbesondere die hofnahen Flächen werden in Koppeln unterteilt. In besonders wüchsigen Phasen werden der Herde täglich neue Portionen zugeteilt, wobei die steilen Flächen hierbei eine Herausforderung hinsichtlich der Zaunarbeit darstellen. Mit Blick auf eine ungünstige Verteilung der Niederschläge greift der Betrieb vor allem im Hochsommer auf die Ansätze des Mob Grazing zurück. Zur Einsparung täglicher Zaun- und Treibarbeit wurde auch die Kurzrasenweide vorübergehend eingeführt – aufgrund der Sommertrockenheit ist diese am Standort allerdings ungeeignet. Erst im November endet die Weidesaison am Herbig-Hof, wobei in den Übergangsphasen und in besonders trockenen Wochen des Sommers Heu im Stall zugefüttert wird, zu welchem die Rinder ständigen Zugang haben. Auch bei besonders günstigen Bodenverhältnissen im Winter werden die Stalltüren geöffnet, so dass die Rinder auch schon zum Jahreswechsel auf den Flächen waren.

Übersicht über die Flächen des Betriebs entlang des Eiterbachtals im Odenwald.

Ziel des Betriebs ist es, den gesamten Rinderbestand der gefährdeten Rasse Deutsches Schwarzbuntes Niederungsrind in einer Herde zu halten. Neben den 25 Kühen und der für die Remontierung vorgesehenen Nachzucht laufen auch wechselnd unterschiedlich viele Mastrinder bis zur Schlachtreife im Alter von acht Monaten in der Herde mit. Ältere männliche Tiere sowie der Zuchtbulle werden zur Vermeidung zu früher Trächtigkeiten junger Rinder selektiv aus der Herde entnommen.

Durch die Haltung des Großteils der Rinder als eine Herde erfolgt die Kälberaufzucht des Betriebs kuhgebunden bis zum natürlichen Absetzen der Jungrinder bzw. bis zur Entnahme von Schlachttieren. Ebenso wie die rassebedingte Milchleistung, die eher extensive Fütterung mit Weidefutter und Heu sowie der Verzicht auf Kraftfutter sorgt dies für geringe Milchmengen im Melkstand, so dass die Herde nur einmal am Tag zum abendlichen Melken eingetrieben wird. Um die Abendsonne auf den Westhängen zur Heuwerbung nutzen zu können, strebt der Betriebsleiter einen saisonalen Wechsel zwischen abendlichem Melken im Winter und morgendlichem Melken im Sommer an.

Die Weideinfrastruktur nutzt die lagebedingten Gegebenheiten des Betriebs gut aus. Aufgrund des großen Schwarzwildbestands im Odenwald sind die angrenzenden Waldränder mit Knotengittern versehen, so dass hier keine weitere Zaunanlage nötig ist. Der Großteil der Betriebsflächen ist ansonsten mit festen Zäunen im Patura-System versehen, für die restlichen Flächen sowie zur Unterteilung in Koppeln und Triebwege werden mobile Zäune eingesetzt. Die Tränkwasserversorgung erfolgt durch fest installierte Tränken, die von einem großen, am oberen Ende des Hangs platzierten stationären Wasserfass gespeist werden. Durch den Höhenunterschied von ca. 80 Metern kann auf eine Pumpe verzichtet werden. Auf den hoffernen Flächen sichert der Zugang zu Bächen die Wasserversorgung, darüber hinaus werden auch Wasserfässer gefahren. Witterungsschutz finden die Tiere im Stall, in einer ehemaligen Christbaumplantage sowie an Waldrändern und unter Streuobstbäumen.

Die Mähweiden des Betriebs ziehen sich über ca. zwei Kilometer das Eiterbachtal entlang
Der Aufgang zur Weide ist steil, wird vom robusten Niederungsvieh aber ohne Probleme begangen.
Die Zaunarbeit der Portionsweide erweist sich am Hang teilweise als herausfordernd.
In einer nicht mehr genutzten Christbaumplantage finden die Tiere Witterungsschutz.
Ein oberhalb am Hang positioniertes Wasserfass versorgt die fest installierten Tränken und muss ca. einmal pro Woche befüllt werden.
Die Tränken benötigen durch Ausnutzung des Gefälles keine Pumpe.
Um die Flächen vor Schwarzwild zu schützen, ist der Waldrand mit Knotengittern versehen - so braucht es dort auch keinen Zaun für die Rinder