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Altschulzenhof

Schwäbische Alb, Landkreis Reutlingen
konventionell

Betriebsspiegel

Gesamtfläche:

55 ha

Grünland:

23 ha

Viehbestand:

35 Kühe

10 Aufzuchtrinder

5 Kälber unter 6 Monate

Rasse:

Fleckvieh, Jersey x Braunvieh

Haltungsform:

C (Anbindestall)

Leistungsniveau:

7.000 kg Milch/Kuh/Jahr

Kalbungen:

kontinuierlich

Melksystem:

Rohrmelkanlage, Weidemelkstand

Höhenlage:

 640-700 m ü. NN

Niederschlag:

600 mm/Jahr

Temperatur im Jahresmittel:

7,7° C

Hauptbodenart:

Lehm und Ton

Ertragsschätzung Grünland:

40 dt TM/Jahr

AK Rinderhaltung:

1,5

Weidehaltung

Weidefläche gesamt:

22 ha

mit Kühen beweidetes Grünland:

12 ha

mit Kühen beweidetes Ackerland:

bis zu 10 ha

Start d. Weidesaison:

April

Ende d. Weidesaison:

Oktober

Weidende Tiergruppen:

Laktierende, Trockenstehende, Nachzucht

Weidestrategie:

Vollweide (min. 20 h/Tag)

Weidefläche pro Kuh:

6.500 m²

Weidesystem:

Umtriebsweide, Kurzrasenweide

Rolle des Weidefutters:

Alleingrundfutter

Weidebesonderheiten:

konventioneller Vollweidebetrieb in niederschlagsarmer Region, Weidemelkstand, Rinder >1 Jahr sommers auf Gemeinschaftsweide, Milch zu 90% selbstvermarktet

Porträt

In Dorfrandlage auf der schwäbischen Alb am großen Lautertal liegt der Altschulzenhof, der als einer von zwei konventionellen Betrieben im Projektnetzwerk beteiligt ist. Der Betrieb hält 35 Milchkühe und die weibliche Nachzucht, wobei Rinder im Alter von über einem Jahr den Sommer auf der Jungviehweide der Rinderunion Baden-Württemberg verbringen. Den Hauptanteil haben Fleckviehtiere, jedoch auch Jersey x Braunvieh-Kreuzungen werden aufgrund ihrer Weideeignung und besonders gesunder Klauen in die Herde integriert. Die Milch wird zu 90% am Hof verkäst und über den Hofladen sowie Wochenmärkte direktvermarktet. 

Zwischen April und Oktober befinden sich die Kühe ganztags auf den Weideflächen, die insgesamt mit über einem halben Hektar pro Tier verhältnismäßig großzügig dimensioniert sind: Die geringen Niederschlagsmengen versickern aufgrund flachgründiger Böden und verkarstetem Untergrund schnell in tieferen Bodenschichten. Die geringe Wasserverfügbarkeit stellt daher die größte Herausforderung der Weidehaltung am Altschulzenhof dar und macht das umfangreiche Flächenangebot notwendig, da der Betrieb auf Vollweidehaltung setzt. In der Vergangenheit wurde eine spezielle „Alb-Mischung“ mit dem Striegelgang im Frühjahr nachgesät, um mit regional etablierten Arten eine standortangepasste Grasnarbe zu schaffen. Zukünftig sollen Agroforst-Systeme zu einer Verbesserund des Wasserhaushalts auf den Flächen sorgen, auch mit Agri-PV-Lösungen hat sich der Betrieb schon auseinandergesetzt.

Neben einer 6 ha großen Hauptweide stehen den Tieren unterschiedliche Flächen zwischen 2 und 6 ha zur Verfügung. Um den fehlenden Weideaufwuchs im Sommer abfangen zu können, wird darüber hinaus auch auf Ackerfutter ausgewichen. Eine Zufütterung lässt sich dennoch nicht vermeiden: in bis zu vier Raufen wird der Herde Heu angeboten, im Melkstand erhalten die Kühe bis zu 6,5 kg/Kuh/Tag Kraftfutter aus eigener Erzeugung. Salz und Mineralstoffe sind im Wannen frei verfügbar – so kann ein Leistungsniveau von knapp 7.000 kg Milch/Kuh/Jahr erreicht werden.

Um die Vollweidehaltung konsequent umsetzen zu können und aufgrund einer zwischen Hofstelle und Weideflächen kreuzenden Kreisstraße wird in einem mobilen 5x1-Fischgrät-Weidemelkstand gemolken. Hierbei greift der Betrieb auf eine ursprünglich als Notfalloption (z.B. im Brandfall) konzipierte Konstruktion zurück, die mit überschaubarer Technik auskommt. Je nach Standort erfolgt die Stromversorgung über Netzanschluss oder Generator, die Kochendwasserreinigung wird aus einem integrierten Tank gespeist. Um die Milch verarbeiten zu können, wird diese in einem kleinen Tank nach jeder Melkzeit zum Hof transportiert. Der Melkstand wird dabei so auf den Flächen platziert, dass für die Melkzeiten mittels mobiler Zäune ein Vorwartebereich sowie eine Teilfläche für fertig gemolkene Kühe eingerichtet werden können. Der Betriebsleiter schätzt die Flexibilität des mobilen Melksystems, wobei ein Weidewechsel durch das Versetzen des Melkstandes einen Zeitaufwand von bis zu einem Arbeitstag verursacht. Das Melken selbst dauert ca. 1-1,5 Stunden pro Melkzeit, inklusive Zutrieb und Reinigung.

Übersicht über die Hauptweide in unmittelbarer Stallnähe, jedoch auf der anderen Seite einer Kreisstraße gelegen. Weitere Flächen finden sich vor allem ein Stück weiter nördlich

Die weitere Weideinfrastruktur ist ebenso schlicht wie funktional – gehütet wird überall mit einlitzigen Mobilzäunen, die ca. 2 Stunden Arbeit pro Woche machen. Für die Tränkwasserversorgung kommen je nach Entfernung zum Hof entweder Fässer oder oberirdisch verlegte Leitungen zum Einsatz, welche große Kunststoffwannen füllen. Witterungsschutz bieten Waldränder, Hecken und Streuobstbäume. Für den Viehtrieb werden öffentliche Straßen kurzfristig gesperrt oder Wirtschaftswege genutzt, die teilweise mit Behelfszäunen gesichert werden.

Das Parasitenmanagement erfolgt mittels Entwurmung zum Einstallen sowie zum Austrieb. Hinsichtlich der Fliegenbelastung versucht der Betrieb, Tiere mit dunklen Flecken auf den Augen zu züchten, da diese erfahrungsgemäß weniger betroffen sind als Tiere mit ganz weißem Gesicht. Wenn nötig kommen auch Pour-on-Präparate zum Einsatz. 

Neben auf Kleinrahmigkeit gezüchteten Fleckviehtieren sind auch Jersey-Braunvieh-Kreuzungen Teil der Herde.
Der in den teils hängigen Lagen entstehende Kalkmagerrasen bietet besonderen Artenreichtum, ist aber nicht sehr ertragreich.
Frisches Buchenlaub als Ergänzung zum austrocknenden Weideaufwuchs.
Neben ihrer Funktion als Witterungsschutz schränken die Streuobstbäume auch die Verdunstung ein, der Betrieb plant zukünftig mit Agroforst-Systemen.
Weidemelkstand mit separatem Kraftfutterlager und Tankwagen.
Die Kühe sind den Weidemelkstand gewöhnt, eine reibungslose Melkzeit dauert ca. eine Stunde.
Teils über weite Strecken oberirdisch verlegte Schläuche stellen die Wasserversorgung sicher.